Fundus
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KOSTÜM FUNDUS "ACERVO DE FANTASIAS"

Ein harter, erfreulicher Weg …

Nach vielen Jahren Karneval der Kulturen ist ein stattlicher Fundus an Kostümen und Accessoires entstanden. Deren Anschaffung und Lagerung gestaltet sich alles anders als einfach.
1997, im ersten Jahr des Karneval der Kulturen, haben wir monatelang im Haus meiner Schwester Gaby hart und intensiv gearbeitet, Tag und Nacht in einem winzigen Raum.
Am Ende waren wir sehr zufrieden. Das Ergebnis unseres Fleißes waren 450 angefertigte Kostümanzüge. Meine Schwester, bescheidene Schneiderinnen aus dem Bekanntenkreis haben mit den Händen oder mit der Nähmaschine bis spät in die Nacht geackert. Sogar ein Junge namens "Caju", ein Straßenkind, hat uns geholfen, und hat so gut gearbeitet, dass er eine Stelle bei einer offiziellen Sambaschule von Rio de Janeiro bekommen hat. Es war wunderbar das zu erfahren. Damit hatte er das Elend des Straßenkindes überwunden.
Auch nicht zu vergessen und zu erwähnen sind die enorme Hilfe meines Bruders Oswaldinho und von Cousinen, die eine stetige intensive Arbeit geleistet haben.
Unsere Kostümanzüge "bras. Fantasias" und Accessoires wurden damals mit der Unterstützung der brasilianischen Fluggesellschaft VARIG nach Deutschland transportiert. Zuerst nach Frankfurt und danach mit einem Lastwagen nach Berlin. Es waren gigantische Kisten. 1998 ist es uns gelungen die Hilfe der Firma Hamburg-Süd in Hamburg zu bekommen. Die haben für uns einen Container nach Hamburg geschickt.
Leider, hat der Zollbeamter, der damals Dienst hatte, kaltblütig den Container "ignoriert", oder, wer weiß, das Ganze nicht ernst genommen, und trampelte, wie ein Elefant, auf den Kostümen herum. Die meisten Stücke, die aus feinen Holz und leichten Materialien angefertigt waren, wurden zerbrochen. Schrecklich!!! Und das Schlimmste: Das geschah 3 Tage vor dem Karnevalsumzug in Berlin. Darüber hinaus mussten wir lange warten, um das Ganze frei zu bekommen.
Die Schwierigkeiten alles bunt, fröhlich und beweglich hier in Berlin auf der Straße zu haben, waren enorm.
Für einen Außenseiter ist es schwer sich vorzustellen, wie die Arbeit in der Werkstatt meiner Schwester vonstatten ging. Endlose Probleme von der Koordinierung bis zur Anfertigung. Es gibt aber eine Kompensation, eine Genugtuung.
Wenn man danach die Freude der unzähligen Darsteller und Akteure, also der Karnevalisten, sieht, die wie Kinder in die gelieferten Kisten eindringen, um eine "Fantasia" bunt, voller Feder, Satin, Pailletten, glänzenden Flitter usw. für ihre Teilnahme am Umzuges zu finden. Dann kann man sagen: Das ganze schwierige Drum und Dran hat sich wirklich gelohnt.

Oft waren die Kostüme und Accessoires sehr schwer und groß. Am Anfang waren die Karnevalisten vorsichtig, Aber bald hat sich das Bild geändert. Sie suchten aufwendige, majestätische Kostüme. Nach dem Umzug haben sie, manchmal mit Stolz und sehr bewusst die daraus entstandenen Wunden, Schürfungen und Schrammen, die sie, während des Tragens der Kostüme, erlitten haben, gezeigt. Phantastisch, fast unglaublich!!! Unvergessliche Momente.

Die Arbeit mit den "Fantasias" ist immer hart gewesen und kannte kein Ende. Wegen Regen habe ich schon 2 Lastwagen voller Kostümanzüge verloren. Dazu kam: wo sollten die Accessoires und Kostüme gelagert werden? Fragen über Fragen. Während langer 7 Jahre blieben sie bei mir in der Wohnung. Aber jedes Jahr haben wir immer mehr angefertigt. Bis ich glücklicherweise die Unterstützung von einigen Damen, den Mitarbeiterinnen der Werkstatt der Kulturen des Organisationskomitees des Karnevals der Kulturen, bekommen habe.

Ich konnte dann alles in einem Lager/Keller lagern. Das hat uns sehr geholfen, aber trotzdem, wegen Mangel an Sponsoring, wissen wir noch nicht, ob es für uns möglich sein wird weiter mitzumachen.
Bei unserem Vorhaben jedoch geben wir nie auf und werden wir nie aufgeben, d.h.: "Freude zu vermitteln ist unsere Philosophie".
Im Jahr 2011 hatten wir keinen Sponsor, der bereit war die Kosten des Umzuges auf einem allegorischen Wagen zu übernehmen. Nach so vielen Jahren konstante Teilnahme beim Karneval der Kulturen lautet die heikle Frage damals: "machen wir oder machen wir nicht mit?". Die bekannten Sprichwörtern behaupten: "Not macht erfinderisch" oder "besser ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach". Wir haben uns entschieden: wir machen es.
Man muss immer aus der jeweiligen Situation das Beste machen. Wir müssen dankbar sein für die Hilfe die wir erhalten haben. Unsere Kostüme wurden mit sehr viel Kreativität, Fleiß und Engagement entworfen, um den Karnevalisten Momente der Freude und Ausgelassenheit zu schenken. Freude für diejenigen, die sich für ein paar Stunden in Prinzen oder Prinzessinnen – oder was sich die Phantasie sich sonst vorstellt – verwandeln.

In diesen 20 Jahren der Teilnahme beim Karneval der Kulturen sind unzählige Leute mit unseren Kostümen, "Fantasias" unterwegs gewesen, und wir haben ihnen durch unsere Botschaft Freude gebracht. Ich glaube, wir haben viel positive Energie verbreitet.
Leider, und das tut uns allen weh, viele Menschen bewerten unsere Arbeit, Bestrebung, Anstrengung Botschaft nicht fair und richtig.
Wir haben dennoch unseren Spass und freuen uns, wenn wir das Lachen unserer Karnevalisten und Mitarbeiter/innen sehen.